Freitag, 6. Juli 2012

Rede einer Außerirdischen

Ich befinde mich in einer Parallelwelt. Und ich habe reichlich wenig Interesse, sie in nächster Zeit zu verlassen.

Ich bin der absoluten Überzeugung, dass wenn ein Teil im Leben klappt, ja sozusagen reibungslos funktioniert, dann ziehen die anderen Teile nach. Und bis dahin ist es auf einmal einfacher, die Dinge zu akzeptieren, so, wie sie sind. Ich habe das immer verinnerlicht, immer daran geglaubt, auch wenn ich es manchmal nicht zeigen konnte. Und so lange daran festgehalten, bis es eintrat.

Eine Woche Filmfest geht zu Ende. Da gab es langweilige Diskussionen, in denen die Suche nach dem Handy meiner Freundin auf dem Kinofußboden wesentlich bereichender war, als das Geschwätz vorne auf der Bühne. Negativ auffallen und giggeln wie zwei kleine Kinder ist und bleibt eine wunderbare Sache. Mit Schnarchgeräuschen signalisieren, dass man anderer Meinung sei, als die werten Gäste, die es ja besser wissen, ist schier unumgänglich. Schließlich sind wir ja Schauspieler, wir müssen uns von der Menge abheben. Wir sind verdammt dazu, aufzufallen, wollen tun wir das natürlich nicht. Das ist quasi „die Arbeit mit nach Hause nehmen.“

Und dann gab es da aber auch tolle Filmpremieren, nette Gespräche, talentierte Menschen. Oder eine hitzige Diskussion („wir sind keine no-names, wir sind not-yet-names), an deren Ende wir doch festgestellt haben, dass wir alle im gleichen Boot sitzen – und die, die es verlassen, bevor es untergeht, waren eh nicht eingeladen. Keine gute Voraussetzung, um etwas in Gang zu bringen.

Trotzdem habe ich mir die ganze Woche eine gewisse Klarheit und Leichtigkeit bewahrt. Es ist halt so, wie es ist. Natürlich würde ich gerne sofort aus meiner privaten Dachsauna ausziehen können, einziehen in mein neues Loft, finanziert durch mein unvorstellbar hohes Gehalt, weil Hauptrolle und so. Ich möchte heute Abend meinen neuen, fabelhaften Film vorstellen und morgen früh nach Hawaii fliegen. First class.

Aber ich merke währenddessen, dass es keinen Sinn macht, das Geld oder andere Sorgen als Feind anzusehen. Alles, was du wegschiebst, alles, was du verteufelst, wird nur noch größer und irgendwann ist es das riesige Monster unter deinem Bett, was niemals wieder verschwinden wird.

Und gerade jetzt wurde mir einer meiner größten Wünsche erfüllt und es ist ein Kinderspiel, in diese parallele Welt zu schlüpfen und sich vor der Realität zu verstecken. Beziehungsweise, nein, ich verstecke mich nicht, ich beobachte sie mit Abstand, mit Ruhe und Bewusstsein. Manche mögen mich gerade belächeln, weil sie denken, sie würden die naive Seite in mir entdecken. Und selbst das ist mir egal, weil ich selbst weiß, dass ein Portiönchen Naivität noch keinem geschadet hat, im Gegenteil, es lässt Raum zum Träumen und öffnet Türen, weil man dauergrinst - und wer verschließt schon die Türen den Menschen, die naiv-lächelnd behaupten, sie hätten eine Karte, diese nur leider gerade verlegt?

Abgesehen davon ist meine Parallelwelt alles andere als naiv, denn sie ist komplett real. Ich bewohne sie nicht alleine, ich habe einen Zeugen, der mir jeden Morgen bestätigt, dass sie existiert und dass ich aber auch genauso jeden Tag mein Köfferchen packen kann, um für ein paar Stunden mein Leben zu leben. Dazu gehört das absolute Wohlbefinden beim Schreiben dieser Zeilen oder das Stehen in der gleichen Kloschlange mit einer tollen Schauspielerin. Auch die Arbeit, die ich nicht machen möchte oder das Hinterherrennen öffentlicher Verkehrsmittel gehört dazu. Wer zu faul ist, zum Rad fahren, der rennt halt.

Ich beobachte. Mich. Mein Leben. Die Höhen, die ich nun auskoste bis zum Äußersten. Und die Tiefen, über die ich mir nun sicher sein kann, dass sie dazugehören, mich ausfüllen und mich ab einem bestimmten Punkt auch weiterbringen. Vielleicht sogar mehr, als die Höhen.

Also strukturiere ich mich neu, ich sehe klar, was ich machen will und weiß, was ich nicht will und das alles, obwohl ich mich in einem absoluten Lebenschaos befinde. Ich schlafe jede Nacht und doch habe ich das Gefühl am Morgen, ich wäre die ganze Zeit wach gewesen. Ich möchte alle meine Freunde sehen und frage mich langsam, ob ich mich teilen kann. Ich komme meinen Verpflichtungen nicht hinterher und arbeite mittlerweile auch gerne an einem Freitag Abend. Und das alles, weil mir meine Parallelwelt so viel wert ist, wie schon lange nicht mehr etwas. Weil sie mir mehr gibt, als so vieles, von dem ich dachte, dass es mir etwas geben würde. Manchmal muss man sich gewaltig täuschen, um die Wahrheit sehen zu können.

Ich bleib hier noch ne Weile. Eventuell sogar länger, als ne Weile. Von hier aus sieht alles so schön aus. Von hier aus winke ich allen zu, die auch in ihren Welten sitzen. Von hier aus kann ich besser arbeiten. Und auch wenn ich dauermüde bin, weil man Leben so aktiv, chaotisch und abwechslungsreich ist, so bin ich doch ständig wach. Und lebendig. Und mehr als bereit dafür, dass alle anderen Bereiche in meinem Leben nachziehen und endlich verstehen, dass ich sie alle verdient habe, weil ich sie möchte. Wer das arrogant findet, sitzt auch in einer Parallelwelt, nur leider in einer ganz anderen Galaxie.

© Ani 2012

3 Kommentare:

  1. Hallo Ani

    Dauermüde könnte zu einem körperlichen Problem werden ooder zeigt ein körperliches Problem an? Ich räume ein daß die sich verändernden kosmischen Einflüsse schon etwas reinpfeifen können. Sei froh darüber daß Du es überhaupt bemerkst, denn andere Leute werden möglicherweise einfach so daran zu Grunde gehen, wenn sie nicht in ihrem Leben verändern. Denke bei Gefallen über deine Eß- und Trinkgewohnheiten nach. Nicht nur über die Gifte im Essen und in Flüssigkeiten oder über die Einteilung in Füllstoffe, in Nahrungsmittel und in Lebensmittel, wobei es letztere kaum mehr gibt. Bei Gefallen gerne auf http://Wirkbund.info schauen.

    Und denken (schnell denken), nicht bloß grübeln? Vom Letzteren wird die Stirn faltig.

    Mit liebem Gruß
    Ralf von Ardennien

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  2. Lieber Ralf,

    danke für deine Aufmerksamkeit.
    Ich bin mir bewusst, durch welche Faktoren Dauermüdigkeit kommen kann, da ich mich aber größtenteils ayurvedisch ernähre und auch sonst bewusst lebe, werde ich ziemlich sicher bald davon erlöst sein. ;) Es liegt ja an anderen Faktoren derzeit.
    Was das Denken betrifft. Anidenkt. klar, fühlt aber vorher genauso viel. Man muss halt manchmal die Gehirnzellen ankurbeln, um was aufs Blatt zu bringen. Daher schließt sich der Kreis und wir bleiben faltenfrei.
    LG

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  3. Willkommen auf meiner Wolke

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