Wenn der Jäger nach Hause kommt und seine Beute belächelt
wird, ihm über den Kopf gestreichelt wird und er noch lange für Schmunzler
sorgt, dann sind wir wohl in einer neuen Zeit angekommen. In einer Zeit, wo man
sich durchaus liebevoll über den Jäger lustig machen darf. Denn auch die Frau
weiß mittlerweile, wie es abseits der Höhle aussieht und welche Alltagspannen
sie erwarten können. Doch vor allem eines sollte sie wissen – und das scheint
sie seit gut einer Woche vergessen zu haben: Wie man mit den Pannen umgeht.
Die aktuelle Debatte um einen Politiker, dessen Namen ich angesichts
seiner Unpopularität schützen möchte, und eine Journalistin, deren Namen ich
wieder vergessen möchte, löst in mir allerlei Emotionen aus. Erst war ich
geschockt, wie so eine Situation eine derartige Welle auslösen konnte. Dann war
ich gelangweilt. Und habe ab und an ein bisschen gähnen müssen. Und dann war
ich so genervt, dass ich mir dachte: Wenn das alle so interessiert, dann sage
ich halt auch mal was dazu. Halten wir doch diese Debatte um HIMMELS(reichs)
Willen so lange am Leben, wie es nur geht.
Männer sind Männer und Frauen sind Frauen. Daran wird sich
nie etwas ändern, da können noch so viele Fußballer inoffiziell schwul sein
oder hippe Familienväter beim Kauf von Baby-Gläschen ihre wahre Erfüllung
finden. Auch Olivia Jones kann uns da nichts vormachen, wenn sie ihre
männlichen Beine rasiert.
Männer werden immer mit ihrem Kumpel am Tresen stehen und
frauenfeindliche Witze reißen, während Frauen immer die Bar betreten, um
gesehen zu werden. Wem das nicht passt, der muss es trotzdem schlucken, denn
passend gemacht wird hier nix. Und angesichts dieser Tatsache, die sich jedes
Männlein und jedes Weiblein doch bewusst ist, finde ich es traurig, dass viele
ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben.
Von Übergriffen und Belästigungen war nie die Rede. Wer
denkt, dass ein Gespräch spät am Abend an einer Hotelbar keine Einladung für
harmlose Flirterei ist, der sollte zu Hause bleiben, das Dirndl im Schrank
lassen oder mit seinem Bruder Einen trinken gehen. Aber nur mit dem Großen, der
kann dann beschützen, falls die bösen Politiker sich einfach nur spitzzüngig
wehren wollen gegen bissige Kommentare der Presse, die leider nie den Mund
hält.
Hier geht es überhaupt nicht um wirkliche Übergriffe, um
Frauen, die leiden, weil sie sich nicht zu helfen wissen. Hier geht es um
Menschen, die ihren Job gut machen wollten und sich beide zu weit aus dem
Fenster gelehnt haben. Von Opfern sehe ich hier keine Spur, aber wenn wir
Frauen uns wieder zu Opfern machen wollen, dann sollten wir den Kampf um
Gleichberechtigung und die Realisierung von Führungspositionen im dritten Monat
einer Schwangerschaft aus dem Kopf schlagen. Mädels – ihr könnt nicht beides
haben. Also hört auf, euch als schwaches Geschlecht darzustellen. Im Grunde
wissen wir alle, dass wir die Männer in der Hand haben. Und die wissen das auch
und finden es nicht mal schlecht.
Der Spruch, der gefallen ist, ist in meinen Augen ein
Kompliment. Ein noch Größeres dazu, angesichts der Provokation seitens Weiblein
im Vorhinein. Hut ab, ich hätte mich wohl kaum zurückhalten können, nicht
zurückzuschießen. Und ich kann absolut ehrlich sagen: Spätestens im Nachhinein
habe ich mich immer über jedes Kompliment gefreut, das ich bekommen habe. Sei
es absolut harmlos und nett oder gar anzüglich bis unerträglich gewesen –
dahinter steckten ehrlich Absichten, die aufgrund eines hohen Alkoholpegels
nicht mehr zu verdecken waren. Was ist nun schlimm daran? Fühle ich mich durch
einen Kommentar so unwohl, dass ich die umliegende, gelöste Atmosphäre und die
anwesenden Gäste vergesse? Und dadurch das Bedürfnis des Befreiungsschlages so
groß wird, dass das ganze Land zuhören und sich unwillkürlich eine Meinung
bilden muss? Zu einem Thema, das sicherlich jede Frau schon irgendwann mal
erlebt hat oder erleben wird?
Ich finde es bedenklich, wie im Allgemeinen mit dem Thema
der sexuellen Belästigung gerade umgegangen wird. Während die einen sich in
Diskussionen über die Do’s und Don’t’s an einer spärlich beleuchteten Hotelbar
verstricken, denken die Anderen, soziale Netzwerke wären DIE neue Plattform, um
einen #Aufschrei zu starten. Da frage ich mich: Wem bringt es etwas, dass
tausende von Frauen nun veröffentlichen, wann und wo sie sich aufgrund welcher
Begebenheit einmal bedrängt gefühlt haben? Warum können wir uns auf einmal
nicht wehren? Mag hart klingen, aber ich selbst kenne solche Vorfälle genügend,
meine Freundinnen auch. Nicht eine von ihnen hat sich nicht gewehrt – sind wir
nun die große Ausnahme? Ich denke nicht.
Was wir mit alledem nun lostreten, ist keine positive
Veränderung für belästigte Frauen im Land. Was wir in Gang bringen sind Männer,
die so verärgert darüber sind, dass sie erst Recht den Macho heraushängen
lassen oder verängstigt reagieren, weil sie schon vorher Probleme hatten,
Frauen anzusprechen. Bald haben wir die Wahl zwischen dem Kerl, der den Mund
nicht hält und uns angrabscht und dem Mann, der den Mund nicht aufbekommt und
Schweißausbrüche kriegt, wenn er in unseren Ausschnitt starrt. Weil er Angst
hat, demnächst vom halben Land verteufelt zu werden. Großes Kino.
Es ist doch so schon nicht einfach, ein gelockertes Gespräch
zwischen beiden Parteien entstehen zu lassen. Wer weiß, wie das nächtliche
Zusammentreffen nun deutschlandweit weitergeht. Ich hoffe sehr, dass sich
keiner einschüchtern lässt und zu sich steht. Und dem Pseudo-Opfer-Dasein den
Rücken kehrt. Wo ist denn die Pipi Langstrumpf in uns? Ich selbst bin nach
Annika Settergren, ihrer latent-langweiligen Freundin benannt, und weiß
trotzdem, mich zu wehren. Weil Pipi immer meine Freundin war und mein Papa mir
gesagt hat, dass ich jedem auf die Nase hauen darf, wenn er mir blöd kommt. Das
können alle anderen auch.
Übrigens schnuppere ich selbst gerade Presseluft und habe
dahingehend auf Heino getroffen. Heino, ein Softie, der jetzt auf Rocker macht.
Meine vorgefestigte Meinung dazu habe ich gerne revidiert, als ein Mann vor mir
saß, der zu allen Facetten seines Wesens stand: Härte und Weiche. Er spricht
mit so einer tiefen und vollen Stimme, dass man ihm stundenlang zuhören möchte,
sagt aber gleichzeitig, dass er keine zwei Tage von seiner Hannelore getrennt
sein kann. Da kann ich gar nicht fies sein, da bin ich auf der Stelle Fan
geworden, vor allem, als er das einzig Wahre sagte, von dem wir uns alle was
abschneiden sollten: „Ich habe mich noch nie ernst genommen und das mache ich
bis heute nicht.“
Ach, Heino. Vielleicht brauchen manche Journalisten einfach
noch ein bisschen Zeit. Schließlich bist du ja auch schon 74.
Wir brauchen weiterhin die Jäger und Sammler, das ist doch
klar. Wir wollen stolz sein dürfen und auch mal zurechtgewiesen werden. Aber
wenn wir Frauen dann mal loslegen und zeigen, dass wir uns längst
freigestrampelt haben– dann freuen sich doch ehrlich gesagt alle Männer so
sehr, wie ein Dschungel-Opfer über den Spa-Bereich.
© Ani 2013
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