Donnerstag, 25. August 2011

Von Trennungen, Briefen und der Queen.

But I gave you all

And you rip it from my hands
And you swear it's all gone
And you rip out all I have
Just to say that you've won

Well now you've won
(Mumford and Sons)

Es gibt unglaublich viele, zwischenmenschliche Beziehungen, in denen einer mehr gibt, als der andere. Das ist meistens der Grund, warum sich Freundschaften verlaufen oder zum Smalltalk-Gequatsche mutieren. In Beziehungen entsteht dadurch Eifersucht und oft eine lange, schmerzvolle Trennung.
Das Gute daran ist, dass in solchen Situationen die besten Lieder entstehen. Die herzzereißendsten Drehbücher werden geschrieben und die schönste Lyrik wird ein paar Jahrzehnte später in Klassenzimmern mehr schlecht als recht interpretiert.

Frauen neigen ja grundsätzlich in solchen Situationen dazu, Briefe zu schreiben. Es sind entweder Schmachtfetzen an den Verflossenen. Oder Erinnerungsversuche a la „weißt du noch….?“ und „eigentlich war doch alles gut, bis….“. Auch ein Klassiker, häufiger verwendet, als gemutmaßt: der Brief an sich selbst. Eine Hommage an die tolle, starke Frau, die man doch eigentlich ist. Die traurige Statistik, die ich hiermit nun selbst stelle ist die, dass ca. 0 Prozent aus der Reihe „männliches Geschlecht“  ähnliches tun.
„Du hast ihm einen Liebesbrief geschrieben? Hast den aber schon getippt, oder?“ So oder so ähnlich musste sich das eine Freundin kürzlich anhören, nachdem sie beschlossen hatte, alles, was sie beschäftigte, niederzuschreiben. 

Mir fällt kaum eine Freundin ein, die noch keinen solchen oder ähnlichen  Brief verfasst und voller Mut in den nächsten Briefkasten geschmissen hat. Mit ihm auch ihre Hoffnung - bis auf den letzten, kleinen Strang, der doch irgendwie immer bleibt. Danach gehen dann trotzdem die meisten zu den zeitgenössischen Methoden über: bei Facebook den Beziehungssatus herausnehmen, publizieren und sich im Bad des geheuchelten Mitgefühls suhlen. Oder die Freundschaft löschen.  Ich finde ja, Freunde aus Facebook zu löschen, ist meistens mehr Kompliment oder Liebeserklärung, als ein Abschließen der Situation. Denn wäre man drüber hinweg, wäre man auch über die Statusmeldung hinweg.

Aber mir fällt kein Mann ein, von dem ich behaupten könnte, er wäre mal auf die Idee gekommen, mit einem selbstgeschriebenen Brief zu punkten. Doch. Einer. Aber der zählt nicht. Denn, so mal by the way und sowas von durch die Blume: das würde ziehen und zwar viel mehr und schneller, als ihr euch vorstellen könnt. Stattdessen hört man immer aus euren Reihen: aber ich hab doch um sie gekämpft! Sie hat aber nicht auf meine aus 27 Zeichen bestehende SMS geantwortet.

Dass man hier aber nicht falsch verstanden wird und es wieder heißt, wir Frauen erwarten halt zu viel: wir wollen keine lyrischen Ergüsse a la Rilkes „…wie soll ich meine Seele halten, dass sie nicht an deine rührt […]“. Nein, nein, nein, ein simple, besitzergreifendes und reviermarkierendes „ich will dich“, reicht vollkommen aus. Wahlweise auch getippt. Oder über fb-Nachricht geschickt. Hmpf.
Was ich damit sagen möchte ist, dass sogar bei oder nach Trennungen immernoch einer mehr gibt, als der andere. Ob es überhaupt möglich ist, mal auf ein gleiches Level zu kommen?

Es ist traurig zu sehen, wie meistens einer zugrunde geht, weil er so viel kämpft und es selbst überhaupt nicht wahrnimmt, bis ihm die Freunde den obligatorischen Spiegel vorhalten. Währenddessen zieht sich der andere nur leicht verletzt aus dem zusammenkrachenden Beziehungsmodell und überschüttet sein schwer verletztes Gegenüber mit der unsagbaren Weisheit, dass man sich ja auch hätte schützen können. Schließlich muss man ja in der heutigen Zeit immer damit rechnen, dass es nicht funktionieren könnte.
Stimmt, wie kann man das auch manchmal vergessen? Dass mal etwas nicht funktionieren könnte. Gut, dass man dann Bescheid weiß und beim Nächsten lieber mal nicht über Nacht bleibt, es könnte ja ein bisschen intim werden und dann ist man gleich wieder so…. naja, äh, nackt. Und bleibt es auch mal für eine Zeit lang, selbst wenn man wieder angezogen ist.

Ihr Lieben, die ihr euch immer schützt und denkt, dass man so durch die Welt laufen kann und trotzdem alles mitnehmen, was es so an Spaß zu entdecken gibt. Die immer gleich einen Schritt zurückgehen, weil man etwas gesagt bekommen könnte, was man nicht hören mag oder sich selbst mal eingestehen müsste, dass es Glücksgefühle auslöst, wenn das Handy klingelt: ihr fallt auch wieder auf die Schnauze, weil jeder irgendwann fällt und das ist so sicher, dass ihr dabei mal zur Abwechslung so gar keine Angst haben braucht.
Ihr lauft am größten Abenteuer vorbei. Mit obligatorischem, queen’schem Winkerer. Danke, nein, hatte ich schon.
© 2011 Ani

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