Eifersucht
und Untreue. Zwei Worte, die die meisten Menschen sofort
zusammenzucken lassen.
Beides
Begriffe, die vor allem mit Schmerz verbunden werden, und schon jeder
von uns erlebt und durchlebt hat – manche von uns schon so oft,
dass die Empfindungen automatisch mit so schönen Begriffen wie Liebe
und Beziehung verknüpft werden.
Als
mir ein Freund erzählte, dass er keine Lust mehr hätte auf
Vorspiegelung falscher Tatsachen, auf Lügen und Untreue innerhalb
von Beziehungen, wurde ich nachdenklich. Hatte ich nicht Ähnliches
erst kürzlich von weiblicher Seite gehört?
Meiner
Meinung und Recherche nach stehen sich Frauen und Männer mit den
gleichen Vorwürfen gegenüber. Auf beiden Seiten herrschen ähnliche
Vorurteile und Probleme, doch die Fronten sind anscheinend ziemlich
verhärtet.
Im
Endeffekt wollen alle das Gleiche: Eine glückliche Beziehung zu
einem Menschen, der sich für einen entscheidet und die Liebe dadurch
gleichermaßen zurückgibt. Und wenn das nicht funktioniert, bzw. ja
auch oft in unserer schnelllebigen Gesellschaft langweilig wird
(„wenn kein Problem da ist, dann baue ich mir eines“), so
wünschen wir uns wenigstens Ehrlichkeit, mit der Probleme wie
Untreue gelöst werden können.
Untreue.
Es gibt einen psychologisch-spirituellen Ansatz, der besagt, dass wir
Menschen uns den Begriff der Untreue selbst erschaffen haben und zwar
aus dem zwingenden Bedürfnis heraus, besitzen zu wollen.
Innerhalb
eines partnerschaftlichen Verhältnisses bin ich also eifersüchtig,
wenn ich meinen Partner auf Untreue verdächtige. Das ist die
logische Folgerung, die jeder kennt, und auch nachvollziehen kann.
Nur vertritt nun der erwähnte Ansatz, dass niemand dem Anderen
untreu sein kann, weil keiner den Anderen besitzt, im Gegenteil, der
Mensch überhaupt nicht dazu geschaffen ist, monogam zu leben.
Man
mag das gut und gerne bezweifeln, doch wo ich zustimme ist der Punkt,
dass wir es uns über die Jahrhunderte hinweg wirklich schwer gemacht
haben – wir haben ein Beziehungsmodell aufgebaut, dem wir selbst
kaum gerecht werden und von dem keiner abrücken möchte. Wir
verlangen viel zu oft Dinge, die wir selbst kaum einhalten und
anstatt die eigene Schwäche zuzugeben, lügen wir auch noch dreist,
weil wir zur Wahrheit schon gleich gar nicht stehen können.
Es
ist ein Teufelskreis: Erst betrügt man seinen Partner, anstatt sich
hinzusetzen und das Problem zu erfassen oder sich einfach zu trennen.
Und dann, wenn die willkommene Abwechslung dem schlechten Gewissen
Platz macht, lügt man, um den Partner bloß nicht zu verlieren.
Das
ist so falsch, dass es schon peinlich ist.
Ich
habe mal über lange Zeit hinweg theatralisch versucht, meinen
Exfreund eifersüchtig zu machen, weil er nie aus der Ruhe zu bringen
war. Immer, wenn ein Mann mich ansprach und er daneben stand,
lächelte er in sich hinein und dachte nicht im Traum daran
aufzuklären, dass ich ja vergeben
sei. Er sagte immer nur, dass es ihn stolz mache und nicht
eifersüchtig, wenn sich jemand für mich interessierte. Es mussten
einige Jahre vergehen, bis ich begriffen hatte, dass dies die
gesündeste Einstellung war, die man sich aneignen konnte. Denn wie
ein toller Wissenschaftler menschlichen Verhaltens so schön sagt:
„Was zu mir gehört, kann nicht getrennt werden und was
nicht zu mir gehört, kann mit keinem Mittel gehalten werden.“
Dieses
Thema hat so viele Facetten, dass man darüber tiefgründig sinnieren
oder aber auch wirklich lachen kann, z. B. über die Art und Weise,
wie Menschen auf der anderen Seite der Welt damit umgehen. Denn als
ich neulich eine Freundin an meinem Küchentisch sitzen hatte,
gewährte sie mir wiedermal Einblick in die unfreiwillig lustigen
Konversationen zwischen ihr und einem Philippiner, der davon ausgeht,
mit ihr zusammen zu sein und ihr in so komisch wie lustigem Englisch
versichert, alles für sie zu tun. Auf die provozierend-rhetorische
Frage ihrerseits, wie viele Frauen er denn für sie verlassen müsste,
meinte er ganz beschwichtigend „only one, honey, it's only
one...“ So baut sich wohl jeder seine eigene Form der...
Zweisamkeit?
Diese
an sich ist so unschuldig und schön. Scheitern tut sie dann
letztendlich an uns selbst. An der Einsamkeit in uns selbst. Uns
selbst nicht zu genügen und diese Lücke oft in vermeintlichen
Fehlern beim Anderen zu suchen.
Wann
fangen wir endlich an, vor der eigenen Türe zu kehren? Wann sehen
wir ein, dass (zumindest unbegründete) Eifersucht immer ein Fehler
in meiner eigenen Matrix des Selbstwertes ist? Wann stehen wir
endlich vollkommen zu uns selbst, sodass wir lückenlos ehrlich zu
unserem Gegenüber sein können? Und wann hören wir auf, den Anderen
für unsere eigenen Vergehen verantwortlich zu machen?
Natürlich
gibt es immer zwei Seiten der Medaille. Doch wenn Partnerschaften so
oft weh tun und wenn wir immer wieder an den Punkt kommen, an dem wir
mehr verlangen und erwarten, als uns der Andere geben kann – wann
fangen wir dann endlich an, ehrlich zu uns selbst zu sein?
Da
lobe ich mir die überspitzte Ehrlichkeit meiner Freundin, die schon
während der Taxifahrt ihrer Eroberung unmissverständlich erklärte,
dass sie ihn „sowieso nur unglücklich machen würde“
und daraufhin ihre Handynummer nicht preisgab. Manchmal klappt es
anscheinend doch mit der Selbstreflexion.
Danke an N.M. für die Denkanstöße.
©
Ani 2012
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