Frühling!
Ja! Jaa!
Meine
Jalousie weht im Wind und der Himmel wird dunkel. Wie schön, der
erste Frühlingsregen liegt in der Luft und wischt alles Vergangene
der letzten dunklen Monate nun endgültig weg. Das wusste auch schon
der Herr Mörike und dichtete
über die ersehnte Jahreszeit im 19. Jahrhundert.
Immer
wieder toll, wie spontan der geliebte Jahreswechsel vor der Tür
steht. Gerade habe ich mich noch gefragt, wie das weitergehen soll
mit dieser Kälte und (Fanfare erklingen in der Ferne) - da war er:
der Frühling.
Diese
Übergangszeit darf man wahrlich nicht unterschätzen. Sie zeigt sich
in meinen Lieblingsblumen, den Tulpen, in den Ballerinas, die wieder
ausgeführt werden, in all den Cafés, die ihre riesigen Türen und
Fenster öffnen, in lachenden Kindern auf der Straße.
Erst
gestern hatte ich das Gefühl, mich an irgendeinem tollen, warmen
Platz ganz woanders zu befinden. Ich lag in meinem Bett, hatte die
Augen geschlossen und mir die Sonne ins Gesicht scheinen lassen.
Meine Fenster waren offen und ich hörte all die Stimmen draußen auf
der Straße. Es war wie an einem dieser frühen Abende in Italien, wo
die Leute aus den Häusern kommen und auf den Straßen sitzen,
Rotwein trinken, während pinke Vespas vorbeidüsen, vor sich hin
hupen und alle Männer „Ciao, bella!“ rufen. Nicht kitschig,
Amore pur.
Frühling
ist immer Umbruchszeit und die Gefühle liegen in der Luft. Ob wir
mittlerweile davon ausgehen, uns in dieser Jahreszeit verlieben zu
müssen und es deswegen tun?
Die Frühlingsgefühle stehen
Kopf und zwar nicht nur bei mir, sondern auch bei vielen Anderen. So
einige Zeitgenossen wiegen sich derzeit träumerisch durch den Tag
und werden geschätzte 100 mal von Autos und Fahrrädern, angehupt,
angefahren oder letztendlich überfahren.
Was
ist nur los mit uns? Da scheint ein bisschen die Sonne, da wird’s
ein paar Grad wärmer und auf einmal auch ums Herzilein. Da soll
nochmal einer erzählen, die Menschheit sei nicht wetterfühlig.
Und
doch hat das Ganze immer etwas Aufwühlendes im Handgepäck. Man
fühlt sich wieder rastlos, möchte alles und zwar sofort, auf einmal
sind die Karten wieder neu gemischt und man möchte nicht mehr
zusehen, sondern mitspielen. Es ist wirklich aufregend zu betrachten,
wie das Paarungsverhalten von vorne losgeht.
Während
im Winter müde gelächelt wurde, wird nun über beide Ohren geflirtet, es werden Drinks ausgegeben und Reviere markiert.
Zeit,
mal was zu tun. Aus allen Löchern kommen sie nun wieder gekrochen,
die Singles, die anscheinend spätestens jetzt keine mehr bleiben
wollen. Wie auf Knopfdruck werfen sie sich ihr blaues Band über und
ziehen los, in den Rosen-, ne, anders, Tulpen-Krieg.
Forscher
können den Zusammenhang zwischen der aufblühenden Stimmung in der
Natur und der Empfindsamkeit der Menschen erklären. Die Natur
erneuere sich und da der Mensch Teil dieser ist, zieht er
unweigerlich mit. Das ist doch nett, das passt doch irgendwie.
Weiterhin
wird allerdings erklärt, dass es nicht unbedingt der Duft von
Maiglöckchen sei, der uns verzückt, sondern „der modrige Geruch
von Moos und Laub, der in der Sonne verfault“ (Quelle Focus).
Na
gut, das kann ja so stehen gelassen und nicht weiter
kommentiert werden.
Wie
auch immer, diese Aufbruchstimmung hat etwas Romantisches, es ist
einem nach Sturm und Drang zumute und das nicht zu wenig.
Und
irgendwie ist dieses Unentschlossene doch wirklich ein bisschen Magie
für sich – man kann sich treiben lassen und nichts tun - wozu
auch, man will ja heute das und morgen was ganz Anderes.
Gleiches
ist beim Frühling auch zu finden – der April steht vor der Tür,
genau der Monat, in dem immer alles möglich ist. Du gehst mit kurzen
Hosen nach draußen und kommst nass bis auf die Knochen zurück.
Oder du hast einen Regenschirm dabei und kehrst mit Sonnenbrand nach Hause.
Wunderbar,
diese Abwechslung und Ungewissheit – man ist mal wieder gezwungen,
innezuhalten und den nervenden Kopf auszuschalten. Genießen und mit
Humor nehmen, und zwar den April und die sich überschlagenden
Gefühle.
Denn
ob es bei diesen Schmetterlingen im Bauch bleibt oder, ob sie in der
erdrückenden Sommerhitze schon längst wieder passé sind, das weiß
niemand so recht. Da kann ich nur schmunzelnd an die Weisheiten
einiger Generationen vor uns zurückdenken: „Liebe vergeht, Hektar besteht.“
In
diesem Sinne: Schmeißt euch in die blauen Gewänder und tanzt den
Frühling – so oder so, es ist (frei nach Rilke) ein Fest, was man nicht verstehen muss, um es zu leben.
©
2012 Ani
danke!
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