Heimaturlaub bei den Eltern auf dem Land bedeutet für mich, dass ich so gut wie nie meine Schlafanzughose ausziehe – auch nicht zum Auto fahren – , dass ich mich tagelang nicht schminke, dass ich statt zu duschen, mich in die Badewanne lege (auch im Sommer), dass ich nonstop esse und es genieße, durch das sehr zu wünschen übrig lassende TV-Programm zu zappen – ich selbst besitze nämlich keinen.
So schön es auch ist, seine Familie um sich zu haben, so oft finde ich mich nach ein paar Tagen aber unruhig durch die Wohnung laufend wieder, werfe mich von einem Sofaende zum Anderen und telefoniere stundenlang – mit meinen Freundinnen in München.
Da meine Mutter kürzlich Geburtstag hatte, gab es am folgenden Sonntag Kaffeekränzchen mit Oma und Opa, was eine so wichtige Institution in meinem Leben ist, wie das Amen in der Kirche. Bester Bio-Aldi-Kaffee in Kombination mit Pralinen und Kuchen aus der feinsten Kleinstadt-Patisserie, selbst da schlägt dann doch mein Herzilein pro Heimat!
Meine Oma, welche ich sehr für ihren Humor, weniger für ihre Erzählungen der Wir-hatten-damals-gar-nichts-Geschichten schätze, krönte das Ganze dann in folgender Konversation:
„Bist du gut beschäftigt, wenn du zu Hause bist?
„Ach, naja, geht so.“
„Na, wenn du mal den Richtigen hast, wirst du beschäftigt sein.“
„Den richtigen was? Mann!?“
„Freilich! Für dich gibt’s auch jemanden!“
Schluck. Ich beschloss nicht auszuholen und von meinen nennenswerten, sowie nicht nennenswerten Eroberungen zu erzählen. Sicherlich unglaublich süß gemeint, brachte es mich doch wiedermal zum Nachdenken, bin ich doch schließlich der Meinung, dass bei sieben Milliarden Menschen auf diesem Planeten (umliegende Exemplare ausgeschlossen, sollten aber vielleicht nach eher interessanten Single-Jahren demnächst mit einbezogen werden) es mehr als einen Richtigen gibt. Und wenn man schon mal dabei ist: was oder wer ist denn schon richtig für einen?
Weiter ging es in der gemütlichen Dialekt-Runde mit himmlischen Anekdoten aus Kindheitstagen meiner Mutter und dem dazugehörigen, fabelhaftem Wortspiel, dass die betreuende Internatsschwester meiner Mama Schwester Devota hieß – Gott habe sie selig . Denn während sie eher der herrschsüchtigen Gattung entsprang und ihr meine kleine Mama daher zu rebellisch war, sorgte sie wohl eher kaum mal dafür, ihrem Namen alle Ehre zu machen. Ob man da im Vorfeld durch kontrollierende Namensgebung schon mal dem Temperament entgegen wirken wollte? Man weiß es nicht und wenn Schwester Devota sich so wenig mit Latein beschäftigte, wie ich mit fettarmem Käse, dann weiß sie es leider auch nicht.
So neigt sich auch dieser Ausflug ins Grüne dem Ende zu und ich kann es kaum erwarten, dreckige Großstadtluft zu schnuppern. Bis dahin rege ich mich ein bisschen darüber auf, dass die Geschäfte um 18Uhr schließen, dass meine geliebte Oma behauptet, ich würde nie etwas zu essen bekommen und dass diverse andere Familienangehörige selig bei Rosamunde Pilcher in Traumwelten hinabtauchen. Da gibt es übrigens immer eine Hauptdarstellerin, die so aufgesetzt nicht devot sein möchte, dass es weh tut und doch immer wieder den richtigen Mann für’s Leben findet. Seufz.
© Ani 2011
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