Niels Frevert – Ich würd dir helfen, eine Leiche zu verscharren, wenn’s nicht meine ist
„Es schlägt Mitternacht über den Sümpfen
Du gehst mit einem Spaten voran
Und ich in nassen Strümpfen“
Wer trocknet dann meine Socken zuhause? Kommt überhaupt jemand mit nach Hause?
Ich bin verwirrt, verzweifelt, von Lethargie übermannt und dann doch wieder gebeutelt von Lachanfällen.
Wer ist da, in all diesen Situationen?
Es gibt Tage, an denen tun sich Abgründe auf und während diese sich auftun, scheint die eigene Welt unterzugehen.
Ich selbst war erst in so einer Situation. Ich habe mein Handy auf lautlos gestellt, ich habe die Decke bis ans Kinn gezogen und an die Wand geschaut. Wohl stundenlang, weil es Momente gibt, in denen kein Anruf etwas bringt. Keine besänftigenden Worte, keine Umarmung - nichts hilft und schon gar nicht die Frage nach einem Kaffee. Tja, manchmal fordert man wohl die ganz harte Tour.
Trotzdem macht man meist alles falsch, findet man sich in solchen Momenten wieder. Hat man ein Problem, fängt man an zu googeln und hat danach noch hundert Probleme mehr. Keine gute Idee und trotzdem lässt man die plagenden Gedanken einen von innen durchdringen.
Erst im Nachhinein laufen einem oft Tränen der Erleichterung über das Gesicht, man erzählt seinen besten Freunden davon und gesteht sich ein, dass man halt irgendwie doch hätte anders handeln können.
Ich weiß nicht, wie du so tickst, lieber Leser, aber ich bin ein Mensch, der Extreme anzieht oder von Extremen angezogen wird – zweites ist passiv und somit kann ich ein bisschen Verantwortung von mir schieben. Jedenfalls, um mal auf den Punkt zu kommen: wird es lahm, dann tue ich irgendetwas – nein, ich lasse etwas zu - , was die ganze Langeweile aus meinem Leben katapultiert und mich hineinwirft… in andere Zeitzonen, in fremde Arme, in neue Umlaufbahnen oder doch nur nächtelanges Warten auf Perfektion.
Doch wenn dann Momente kommen, die einen ausbremsen, dann sollte man vielleicht wirklich still stehen. So für ne Zeit lang, bis alles wieder gut ist, sich nicht mehr das Gedankenkarussel dreht, sondern einfach wieder die Lust am Erleben. Doch solange eben nicht alles gut ist, sollte man wirklich jemanden haben, der die Leiche mit einem zusammen verschafft. Nachtaktionen sind die Impulsivsten, meist auch die Dümmsten, oft aber die Hilfreichsten.
Ich behaupte, dass die Menschen, die am wenigsten reden und zugeben, was wirklich nicht passt, schwächer sind als die, die mal zum Telefon greifen und sich einen Hilferuf gestatten. Zur Unsicherheit zu stehen ist definitiv schwieriger, als an Wände zu starren, denn reden schafft Realität. Und andere Meinungen zu sammeln schärft den Weitblick und zwingt zum Nachdenken.
Doch was tun, solange man das stille Dasein bevorzugt, was hilft, wird man sich da einig? Wie wäre es mit: dem Internet und überflüssigen Blogs den Rücken zuwenden und anstelle dessen alles tun, was einem zur wichtigsten Emotion im Leben zurückbringt: zum Lachen.
© 2011 Ani
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