Was mich beschäftigt ist so hochexplosiv, dass ich es kaum wage, in die Tasten zu hauen.
Was verboten ist, das will man. Und was man kriegt, das will man nicht.
Eine so alte Aussage, die mich nie wirklich beschäftigt hat, habe ich doch als liebenswertes Einzelkind immer alles bekommen, was ich wollte. Manchmal bevor ich wusste, dass ich es wollte.
Doch neuerdings ist das anders. Man wird mehr als spontan und in einer Nacht-und-Nebel-Aktion ins Erwachsenen-Sein geschmissen, man findet sich in seinem ersten, eigenen Apartment wieder und sobald die Anfangseuphorie vorbei ist, klingelt leider nicht der Milchmann, sondern der GEZ-Mann.
Man sieht den Tatsachen ins Auge, bald seine erste Steuererklärung machen zu müssen und man findet sich alleine in Yoga-Kursen wieder, weil man gesund und städtisch sein will, aber gleichzeitig ist man doch immer noch das kleine Mädchen, das verschüchtert in der Ecke steht.
Früher war halt alles früher, die Weisheit aus meinem Elternhaus. Hilft nichts, man will ja auch die Schattenseiten, damit man seinen Enkelkindern was zu erzählen hat.
Dass man Dinge möchte, die man sich bis dato nicht leisten kann, ist eine Sache. Dass man Dinge will, die verboten oder moralisch verwerflich sind, ist eine andere.
Wie weit geht man im Leben, um glücklich zu sein? Was darf man und was nicht und wo ist die Grenze, die man einhalten sollte? Wie viele machen genau das, was sie möchten, obwohl ihnen jeder davon abrät? Und wo bleibt es die eigene Entscheidung für das eigene Leben oder wird zur bockigen Trotzentscheidung gerade, weil jeder mit dem Kopf schüttelt?
So allgemein diese Fragen formuliert sind, so treffend findet sie doch jeder in seinem eigenen Leben. Es fängt bei Kleinigkeiten an und hört bei gesellschaftlich diskutierten Problemen auf, z.B.: darf ich ein mir anvertrautes Geheimnis ausplaudern, um einer anderen Person zu helfen? Kann ich einen Mann küssen, von dem ich sicher weiß, dass er verheiratet ist? Soll ich endlich den Pelz-Laden ums Eck nachts verschandeln und somit ein Denkmal setzen? Dürfen, können, sollen – wo hört die eigene Verantwortung auf und wo fängt die des anderen an?
Bei dir ist immer alles so spannend. Ja, schon klar, Spannung ist super, gut für die Nerven, atemberaubend für die Figur und am allerbesten fürs Schreiben. Trotzdem findet man sich im Laufe hunderter Gewissensbisse und Grübeleien oft an einem Punkt, wo man sich an Kindergartentage zurücksehnt. Wobei da bei mir leider immer nur drei Erinnerungen sich ins Gedächtnis schleichen:
- Dass ich aus Versehen eine Heuschrecke zerquetschte, als ich eigentlich versuchte, sie einzufangen und zu beobachten.
- Dass ich mit meiner Freundin über eine Stunde vor dem im Kindergarten selbstgemachten Pudding saß und keinen Bissen aß, weil wir beide die Puddinghaut verabscheuten (und heute übrigens immer noch meiden). Sitzen bleiben mussten wir trotzdem, denn „nicht essen“ ist gleichzusetzen mit „ungezogen“. Dafür grinsen wir uns heute noch an, wenn wir einen Pudding vor uns stehen haben.
- Ich die Rutsche auf dem Bauch liegend und mit dem Kopf voraus runtergerutscht bin und mich somit im Sandkasten mit einem vollen Mund herrlich-dreckigen Sand wiederfand.
Ich stelle fest: auch das Leben früher war nicht einfach, es war Kindergarten-Krieg der feinsten Sorte und man wurde mindestens genauso oft geschimpft, wahrscheinlich sogar noch mehr, denn heute wird man eher mit Kopfschütteln und Ignoranz bestraft.
Trotzdem lernt man nie aus. Beispielsweise will ich immer noch das, was verboten ist. Und das will ich so lange, bis ich es kriege und es danach nicht mehr möchte.
So ist das eben mit dem Erwachsenen-Leben.
(c) 2011 Ani
(c) 2011 Ani
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